«Fast wäre uns das WC-Papier ausgegangen»

Bild Corona Asylzentrum Amden

Juni 2020 – Das Asylzentrum Amden hoch über dem Walensee beherbergt 90 Erwachsene und 27 Kinder. Noch immer herrscht Besuchsverbot, aber die Asylsuchenden können jetzt die Gemeinde wieder verlassen und der Fussballplatz ist wieder offen. Stephan Trachsel, Zentrumsleiter, über die Zeit im Asylzentrum nach dem Lockdown:

«Bis Ende Mai herrschte Ausgangsverbot; ausser für wichtige Termine durften die Bewohner des Asylzentrums nur in der Gemeinde Amden bleiben, wer sich nicht daran hielt, musste zwei Wochen in die Quarantäne hier im Haus. Wir hatten zum Glück nur eine Handvoll Fälle, bei denen wir die Quarantäne anwenden mussten. Das lag sicher daran, dass wir sehr viel informiert haben, die Bewohner in die Entscheidungsfindung miteinbezogen haben und die Bedingungen für Regelverletzungen mit ihnen abgesprochen haben. Eigentlich war es sogar ihre Idee. Den Bewohnern lag viel daran, dass sie nicht krank werden, es sind ja lauter erwachsene Personen, teils mit Hochschulabschlüssen; der Ernst der Lage war allen klar. Zum Glück haben wir keine Risikopersonen.

Auch jetzt herrscht noch Besuchsverbot und wir essen immer noch gestaffelt in drei Gruppen, aber die Asylbewerber dürfen jetzt am Wochenende ihre Verwandten und Bekannten wieder besuchen. Unter der Woche geht das nicht, da sind sie von acht Uhr bis fünf Uhr in der Schule, lernen deutsch oder sind sonst beschäftigt, und wir kontrollieren, ob abends wirklich alle da sind. Die Stimmung war immer gut, jetzt, mit den Lockerungen, ist sie natürlich noch besser. Wir haben die Fitnessräume, den Fussball- und den Volleyballplatz wieder geöffnet.

Die Schule war immer offen bei uns, mit zwei Metern Abstand und halbierten Klassen. Wir haben vier Klassen für Erwachsene und zwei für Kinder. Die Administration und die Geschäftsleitung haben wir halbiert und ein Teil arbeitete im Home Office; so hätten wir im Falle einer Ansteckung ein Reserveteam gehabt. Auch achten wir natürlich immer noch auf den Abstand. So gut das möglich ist. Als letzte Woche eine Familie, die lange bei uns gewohnt hatte, in eine Gemeinde umzog, gab es einen emotionalen Abschied. Da merkte man, dass das Distanzhalten schwierig war.

Am Anfang ging uns tatsächlich fast das WC-Papier aus. Als wir bestellten, gab es keines mehr. Notfalls hätten wir auf Handtuchrollen umgestellt, aber dank unserer guten Kontakte zu Lieferanten konnten wir das vermeiden – das Papier kam dann doch noch rechtzeitig. Was wir beibehalten wollen ist das Kinderprogramm, in das wir die Eltern sehr eingebunden haben. Wir ermunterten sie, mit ihnen in den Wald zu gehen, zeigten ihnen Spazierwege, Spiele und halfen mit, die Kinder zu beschäftigen. Wir haben 27 Kinder im Haus, vom Säugling bis zum Sechzehnjährigen.

Natürlich haben sich einige einsam gefühlt, weil sie ihre Verwandten, Freunde, Kollegen nicht besuchen konnten. Und zu Beginn war es für uns vom Team schwierig, die Masken zu besorgen für längere Besprechungen und den Küchenbereich. Aber eigentlich, kann man sagen, haben wir die Zeit sehr gut überstanden.»