Einsatz für die Frauen

Ute Mayer erlebt in ihrem SeitenWechsel, ganz abseits der Wissenschaftswelt am PSI, eine intensive Woche im Frauenhaus Zürich Violetta. Nach ihrem Einsatz resümiert sie: «Ich sehe die Welt heute nicht anders, aber ich nehme mehr wahr. Ich sehe mich als Multiplikatorin für das Thema Gewalt an Frauen. Der SeitenWechsel hat mich darin bestärkt, dass ich mich dafür engagiere. Das Thema muss dringend mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden.»

Die SeitenWechslerin lässt uns an ihren Erlebnissen und Eindrücken teilhaben:

«Mich hat beeindruckt, wie das Frauenhaus die gezeichneten Frauen darin unterstützt, aus der Gewaltsituation auszubrechen. Die Geschichten der Frauen sind erschütternd und die physischen Verletzungen waren teilweise sehr offensichtlich. Das beschäftigte mich, aber damit habe ich gerechnet.

Unerwartet war für mich hingegen, wie stark mich die Situationen der psychisch traumatisierten Kinder, die mit ihren Müttern ins Frauenhaus kamen, berührt haben. Es ist eine unglaublich sinnvolle Präventionsmassnahme des Frauenhauses, dass auch die Kinder ein breites Angebot an Unterstützung erhalten. Es war schön zu sehen, dass die Kinder teilweise schnell wieder Vertrauen fassen konnten: ein Kind hat sich am Anfang immer hinter der Mutter versteckt, wenn es mich gesehen hat, aber am Ende der Woche hat mich eben dieses Kind bereits im Treppenhaus strahlend begrüsst.

Es war bereichernd, wie mich das Team des Frauenhauses während dieser Woche aufgenommen, integriert und begleitet hat. Ich hatte jeden Abend ein sehr lehrreiches Supervisionsgespräch mit der Leiterin. Als an einem Tag eine neue Klientin aufgenommen wurde, die nur Spanisch sprach, war ich zufälligerweise die einzige Person im Frauenhaus, die Spanisch konnte. Verständlicherweise hat sich die Frau sehr auf mich fokussiert. Da wurde mir verdeutlicht, wie wichtig Abgrenzung und professionelle Distanz ist. Dafür war die abendliche Supervision sehr hilfreich.

Bewundernswert ist die professionelle, individuelle und engagierte Arbeitsweise der Mitarbeiterinnen; dies trotz hohem Zeit-, Finanz- und Verantwortungsdruck, wenig öffentlicher Wertschätzung und hoher Arbeitsbelastung. Auch die Kommunikationskultur und der Umgang im Team hat mich fasziniert. Das Frauenhaus muss mit nur ca. 25 Mitarbeiterinnen einen komplexen 24/7-Betrieb sicherstellen. Das wöchentliche Team-Meeting war sehr effizient und sorgfältig geleitet. Es wurde immer das Wohlergehen der Frauen und Kinder als gemeinsames Ziel verfolgt. Die Kommunikation war stets konstruktiv und es herrschte Offenheit für Kritik. Auch die im Team konsequent gelebte Balance zwischen Kollegialität und Selbstfürsorge war für mich eine völlig neue Erfahrung.

Die erlebnisreiche Woche, welche mir das PSI als Arbeitgeber ermöglichte, hat mich nachhaltig geprägt: an Weihnachten habe ich keine Geschenke angenommen, sondern sammelte stattdessen Spenden fürs Frauenhaus. Ich kann SeitenWechsel vollumfänglich weiterempfehlen.»