Ein Bienenvolk für hirnverletzte Menschen

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Marco Huggler von Schutz & Rettung Zürich hat im Juni 2021 einen SeitenWechsel-Einsatz im Haus Selun und Movero absolviert: «Von der Feuerwehr bin ich es gewohnt, mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen umzugehen. Und trotzdem oder gerade deshalb war für mich der SeitenWechsel-Einsatz eine extrem bereichernde Erfahrung. Haus Selun und Movero bieten hirnverletzten Menschen ein Wohn- und Arbeitsumfeld mit unterschiedlichen Betreuungsintensitäten.

Besonders in Erinnerung bleiben mir die Einzelschicksale der hirnverletzten Menschen. Beeindruckt hat mich die Geduld, Professionalität und auch Kreativität der Betreuenden im Umgang mit den Klient*innen. Wie reagiert man, wenn sich jemand aufgrund der Hirnverletzung in einer Endlosschlaufe befindet und immer wieder die gleichen Geschichten detailgetreu nacherzählt? Oder wie geht man damit um, wenn jemand die ständige Nähe als Gesprächspartner sucht, weil er sich in seiner Situation gefangen und einsam fühlt? Solche und ähnliche Fragen durfte ich mit den Betreuenden diskutieren. Dabei konnten sie mir sehr hilfreiche Tipps für meinen Berufsalltag mitgeben.

Von den Betreuenden und Bewohnenden wurde mir sehr viel Offenheit und Dankbarkeit entgegengebracht. Mit einfachen Handgriffen und Ideen konnte ich unkompliziert unterstützen. Oft waren es nur kleine Impulse, die die beeinträchtigten Menschen brauchten, um einen Schritt weiterzukommen. Es wurde mir aber auch schmerzlich bewusst, dass es während dieses kurzen Einsatzes nicht möglich ist, den Menschen nachhaltig zu helfen. Auch in meinem eigenen Berufsalltag ist die Abgrenzung eine ständige Herausforderung. Ich habe beim SeitenWechsel-Einsatz erkannt, dass ich in meinen Möglichkeiten zu helfen, begrenzt bin und gelernt, das auszuhalten.

Besonders gefreut hat mich, dass ich der Waldgruppe des Hauses Selun und Movero einen kleinen Einblick in meinen Berufsalltag mitgeben durfte. Die Gruppe hat für ihren wöchentlichen Besuch im Wald einen eigenen Platz hergerichtet. In der Nähe wollten sie ein Bienenvolk ansiedeln und hatten entsprechende Vorbereitungen getroffen. Gerade in der Woche meines Einsatzes wurde ein wildes Bienenvolk gesichtet, welches sich für die Umsiedlung eignete. Durch das aussergewöhnliche Engagement der Betreuenden und durch mein berufliches Fachwissen konnte die Gruppe die Umsiedlung an den gewünschten Ort aus sicherer Entfernung beobachten. Ich hoffe, dass ich mit diesem Bienenvolk der Gruppe in Erinnerung bleiben werde. Mich wird die Erinnerung an meine SeitenWechsel-Woche auf jeden Fall weiter begleiten.»