«Die ersten Ostern ohne Arbeit»

Bild Corona Schlosshalde

April 2020 – Das Gasthaus Schlosshalde in Winterthur, direkt neben der Mörsburg, ist geschlossen, die Angestellten sind in Kurzarbeit. Trotzdem ist es nicht still im Haus: Einige der sechs Jugendlichen, die während ihrer Oberstufenschulzeit eine spezielle Betreuung brauchen und in normalen Zeiten in Küche, Service oder Gartenbau tätig sind, arbeiten zusammen mit der Geschäftsleitung weiter. Mathias Wehrli, Geschäftsleiter , über ein Haus im Ausnahmezustand:

«Am gleichen Tag, an dem bekannt wurde, dass wir schliessen müssen, bekamen wir eine E-Mail der Stadt Winterthur, wir müssten keine Pacht zahlen. Das hat uns sehr gefreut und überrascht. Die Stadt war die erste, die reagiert hat. Wir waren noch am Überlegen, wie wir das schaffen.

Der Arbeitstag von uns dreien der Geschäftsleitung fängt am Morgen mit einem Kaffee mit Distanz an, dann machen wir Büro, putzen oder nähen und gegen Mittag koche ich für die anwesenden Schülerinnen und Schüler. Als eine Art Sonderschule dürfen wir jene Jugendlichen weiterbetreuen, die kommen wollen; wir haben das individuell mit den Eltern abgesprochen. Die Jugendlichen dürfen aber nicht mehr in die Küche, weil wir da die Vorgaben des BAG zum Abstand nicht einhalten können. Der Gartenbau läuft normal weiter und zwei unserer Jugendlichen arbeiten dort.

Wir machen das Beste draus. Das Gefühl ist anders als vor vier Wochen, als es losging. Da fragte man sich, wer schon angesteckt ist, wem man nicht zu nahe kommen möchte. Die Ungewissheit und Ängste waren viel grösser als jetzt, wo wir gemerkt haben, dass niemand von uns krank wurde. Wir haben uns quasi daran gewöhnt. Zum ersten Mal seit acht Jahren mussten wir an Ostern nicht arbeiten.

Finanziell kommen wir grade eben so durch. Unsere Margen sind so klein, dass wir ungefähr zwei Wochen Polster haben, wenn der Laden stillsteht, bis wir zahlungsunfähig sind. Unser Kapital sind unsere Gäste. Wir sind klein und persönlich. Einige der Stammkunden haben Gutscheine gekauft. Andere boten uns Kredite an. Aber einen Kredit wollten wir nicht aufnehmen, den könnten wir nie zurückzahlen. Wir sind berührt von den vielen kleinen Gesten. Ein Gast schrieb uns, er reserviere auf den ersten Abend, wo wir wieder offen haben dürfen, auf 19 Uhr. Egal wann das sei. Wir werden mit Freude für ihn kochen.»